Rundnase: Miss Madliz

Baubericht 1/10 Scale 1956 Ted Jones Classic Hydroplane

 
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Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 14.05.2017 - 11:51 Uhr  ·  #1
Liebe Freunde des gepflegten Modellbaus

Ich habe mir lange überlegt ob ich diesen Baubericht überhaupt ins Forum stellen soll.
Neben all den HPR-Rennern scheint eine gemeine Rundnase doch eher ein Buebeböötli zu sein.
Da ich meine Projekte für mich selbst immer fotografisch dokumentiere und Jürgen auf den Baubericht gespannt ist, werde ich im Forum Berichten.
Selbstverständlich freut man sich auch immer über einen wohlwollenden Kommentar.

Ich finde, dass eine Rundnase in jede Bootssammlung gehört. Meine Wahl ist fiel auf ein 1/10 Scale Classic Hydroplane, wie es 1956 von Ted Jones designed und pilotiert wurde.
Die Pläne dafür, hat mir das Internet geliefert. Da ich Modellbauer und nicht Teileverbauer sein will und zudem Outsourcing hasse, werde ich die Holzeile selbst anfertigen.

Da es sich bei einem solchen Boot auch um eine geschichtsträchtige Übung handelt, habe ich mich auch etwas informiert.

Die Shovelnose Hydroplanes wurden in den USA von den späten 40ern bis Mitte der 70er Jahre gefahren. Die Boote wurden ausschliesslich in den USA gefahren (mit Ausnahme des Ferrari ArnoXI Bootes - offenbar die einzige europäische Rundnase).
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es eine Menge Flugzeugmotoren, die zwar gebaut worden, aber nicht mehr benötigt wurden und so in den freien Verkauf gelangten.
Hierbei handelte es sich um zwei Hersteller: Allison (später General Motors) und Rolls Royce-Merlin (eigentlich britisch, wurde aber von Packard in den USA in Lizenz gebaut).
Die Motoren waren im Prinzip baugleich und wurden in Jagdflugzeugen und Bombern verwendet, nach dem Krieg auch in zivilen Flugzeugen.
Bei den Motoren handelt es sich um turboaufgeladene V12 mit einem Hubraum von 1710 cubic inch (Allison, ca. 28 Liter) bzw 1650 cubic inch
(RR-Merlin, ca. 27 Liter). Zu Anfang des Krieges hatten die Motoren eine Leistung von ca. 1000 PS. Am Ende waren es 2200 PS.
Da diese Motoren nach dem Krieg für relativ wenig Geld in großen Mengen zur Verfügung standen (ca.8500 $), kamen Bootskonstrukteure auf die Idee, Boot für diese Motoren und hohe Geschwindigkeiten zu konstruieren.
Dies kann wohl als Geburtsstunde der Hydroplanes bezeichnet werden.
Als Antrieb für Hydroplanes wurde die Leistung dann bis auf 4000 PS gesteigert.
Bis heute hält der Allison den Rekord für kolbengetriebene Motoren in Rennbooten (ca. 350 km/h - und wir reden hier nicht von nur für diesen Zweck gebauten Dragsterbooten, die geradeaus fahren, sondern von Rennbooten, die um einen Rundkurs fahren!).
Offenbar sollen die Allison und RR-Merlin Motoren gegenüber den heute verwendeten Gasturbinen(hubschrauber)motoren immer noch konkurrenzfähig sein.
Und das nach über 70 Jahren!


Um mich mit den Figinen des Bauplans auseinander zu setzen habe ich zuerst ein kleines Papiermodell gebaut.




Das Pendant aus Styrofoam, wird mich wohl bald einmal in die Badi begleiten.




Grz. madliz
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 14.05.2017 - 20:21 Uhr  ·  #2
Also das hab ich jetzt noch nie gesehen , wie man so was macht, ich bin halt, wie madliz sagt , ein Teileverbauer, aber mach weiter madliz, ich verfolge den Bericht.

gruss Jürgen
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 14.05.2017 - 21:08 Uhr  ·  #3
Freue mich auf deinen Bericht. Da hast Du aber noch einiges an Arbeit vor Dir. Viel spass beim sägen und schleifen. gruss
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 14.05.2017 - 23:09 Uhr  ·  #4
Das ist halt Modellbau der alten Schule gefühl1

Gut Recherchiert Madliz !

Zur Ergänzung :
Das letzte Kolbenbetriebene Hydroplane, auch Thunderboat genannt, wurde 2010 das letzte mal in einem Rennen eingesetzt.
Fahrer damals war Jimmy King mit der U-3 Cooper Racing.
Im Jahre 2009 hatte er den "Heissluftfön" - Hydros das Leben schwer gemacht und führ sie, mehr oder weniger in Grund und Boden.
Wenn ich mich recht Erinnere, hatte er sogar den Titel in diesem Jahr geholt.

Die Turbinen kamen damals nach dem Vietnam Krieg in Mode, die Geschichte ähnelt der , der Kolbenmotoren, sie waren damals für die BELL UH-1 (Spitzname Huey) bestimmt.
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 15.05.2017 - 12:10 Uhr  ·  #5
Rundnasen sind der absolute Hammer. Das Fahrbild ist obergeil, wenn man den Rumpf wie die Originale driften lässt!

Das erste Boot, das ich gebaut habe, ist auch eine Rundnase gewesen!
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 15.05.2017 - 14:54 Uhr  ·  #6
... erst mal vielen Dank für Eure Kommentare!
Das macht doch gleich Laune und gibt Antrieb weiter zu posten.

Als Vorarbeit musste ich erst einmal einige Spezialaudrücke auf den Plänen übersetzen, welche eigentlich in keinem Wörterbuch zu finden sind.
( z.B. Bulkhead=Schott/Spante; Stringer=Längsspante/Seitenteil; Transom=Querbalken/hinterste Spante)
Die Umrechnung der z.B der kuriosen Inch-Brüche wie 1/16", 3/32" oder 5/15" (Holzdicken), bin ich mir ja von meinem Dampfmaschinenhobby gewohnt.
Da läuft alles über Inch und selbstgefertigte 6-kant Schrauben.

Anschliessend gings in den Baumarkt. Ich musste mir Holz für eine Helling (amerikanisch: Jig) besorgen. Den Holzzuschneider habe ich verantwortlich gemacht
für den späteren Geradeauslauf des Bootes. Er meinte trocken: "Ich bin der Beste".
Die Helling hat die Aufgabe, den Rumpf beim Aufbau verzugsfrei zu halten.
Der Rumpf bleibt da darauf, bis das letzte Decksteil verleimt ist. Voraussichtlich werde ich die Helling nach dem Bau zum Bootsständer umwandeln.



Damit der Schiffsboden beim Bau nicht mit der Helling verklebt, wird das Teil mit einer Trennfolie versehen.
Diese weist an 4 Orten Löcher auf, an denen der gerade verlaufende Teil des Bodens mit der Helling fixiert wird (ein Tropfen Holzleim).
Zudem bietet die Folie auch eine gewisse Gleiteigenschaft bei sich verformenden Holzteilen aufgrund von Luftfeuchte, Temperatur und Montagedruck.



Grz. madliz
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 15.05.2017 - 19:43 Uhr  ·  #7
Wie schneidest Du die Spanten zu? Dekupirsäge oder hast Du eine CNC Fräse? Gruss
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 15.05.2017 - 21:04 Uhr  ·  #8
Hallo speed72

Die grossen Teile (80-90 cm), wie Boden und Stringers (Seitenteile) schneide ich mit der Stichsäge (Hartholzblatt, hochtourig).
0.5-1 mm neben der Linie und dann mit 80-er Papier zuschleifen. Den Boden habe ich heute gemacht. War absolut kein Problem. Da ich den A0 Plan noch nicht zerschneiden wollte, habe ich auf 4 mm Sperrholz übertragen. (totaler Arbeitsaufwand 90 min.).
Teile dieser Grösse hätten auf der Dekupiersäge nur schlecht Platz, falls das Blatt nicht um 90° gewendet werden kann.

Fotos kommen morgen!

Die Spanten (7 Stück) werde ich vom Plan ausschneiden, mit Leimstift aufkleben und mit der Laubsäge fast auf Strich ausschneiden und mit 120-er Papier schleifen. Eine Spante sauber auszusägen und zu schleifen dauert 10-15 min.

Ich besitze leider noch keine Dekupiersäge. Ist aber in Planung. Weiss noch nicht genau welche.
Die Preisspanne geht ja von 100- 1000 Fr.
CNC ist noch nicht vorgesehen, da ich nur Einzelteile fabriziere. Die Vorbereitung am PC und Einrichtung dauert mir zu lange. Was ich aber ins Auge gefasst habe, ist ein 3D-Drucker ...

Grz. madliz
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 16.05.2017 - 14:53 Uhr  ·  #9
... eine solide Grundlage ist doch schon mal die halbe Miete!

Zur Herstellung des Bodens, habe ich extra eine ziemlich gebogene Sperrholzplatte gekauft.
Die lästige "Dampfbiegerei" ist mir so erspart geblieben.





Grz. madliz
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Re: Rundnase: Miss Madliz

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Gepostet: 16.05.2017 - 18:11 Uhr  ·  #10
Faule Sierch :lol: :lol:

Aber wenn es sich grad Anbietet, hätte ich wahrscheinlich auch so gemacht :-D

Mit was verklebst du später dann die Spanten ?
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